Unsere Rede auf der Betriebsversammlung von Dräxlmaier

Am Dienstag fand bei der Firma Dräxlmaier in Sachsenheim, in der die Belegschaft aktuell um die Tarifbindung kämpft, eine Betriebsversammlung statt. Zuvor waren mehrere Vertreter aus Politik und Gesellschaft vom Betriebsrat eingeladen worden, um auf der Versammlung zu sprechen, so auch wir von Solidarität und Klassenkampf. Im Vorfeld verteilten wir, vor dem Tor der Halle, rote Karten an die Kolleg:innen mit der Aufschrift “Tarifvertrag jetzt!”. Diese wurden später während unserer Rede in Richtung des Managments gezeigt. Die Karten Aktion, Rede und Solidaritätsgrüße aus anderen Betrieben wurden mit großer Teilnahme und Applaus angenommen. Die Rede sowie die Bilder von den Solidaritätsgrüßen findet ihr unten im Artikel.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ersteinmal vielen Dank für die Einladung zu eurer Betriebsversammlung und die Möglichkeit hier sprechen zu dürfen.

Vorweg möchte ich uns kurz vorstellen.

Solidarität und Klassenkampf ist eine sozialistische Gruppe, die in der Region Stuttgart Arbeitskämpfe unterstützt, wie eben euren um Tarifbindung.

Wir stehen ohne wenn und aber an der Seite der Arbeiterinnen und Arbeiter!

Wir sind der Überzeugung, dass eine Gesellschaft ohne Bosse und Manager, besser wäre als die regelmäßigen Krisen, miese Arbeitsbedingungen und sonstigen Zumutungen unseres jetzigen Wirtschaftssystems!

Wir sind der Überzeugung, dass gelebte Solidarität nicht nur aus warmen Worten besteht! Das eigene Handeln, darauf kommt es an!

Deswegen haben wir vor eurer letzten Betriebsversammlung Banner an einigen Brücken aufgehangen, deshalb waren wir bei euren Kundgebungen im Juli dabei.

Als eure Manager „Infoveranstaltungen“ im Werk abgehalten haben, standen wir vor eurem Werk.

Und auch bei eurem ersten Warnstreik waren wir mit dabei und konnten dort ein Grußwort halten. Wir wollen euch damit zeigen: Ihr kämpft nicht alleine!

Denn der Kampf den ihr hier führt, der Kampf für eine ordentliche Tarifbindung liebe Kolleginnen und Kollegen, der Kampf dafür endlich von der Firma Dräxlmaier mit dem Minimum an nötigen Respekt behandelt zu werden, der Ausgang dieses Kampfes hat auch außerhalb eures Werks Auswirkungen!

Wir nennen solche Auseinandersetzungen „Klassenkampf“ weil sie unsere ganze Klasse betreffen! Die Klasse der lohnabhängigen Arbeiterinnen und Arbeiter.

Denn im Endeffekt ist es doch überall, in jedem Betrieb, in jeder Branche, das gleiche: wir Arbeiterinnen und Arbeiter gehen jeden Tag auf Arbeit buckeln, machen uns auf lange Sicht kaputt, haben jeden Tag Stress und weniger Zeit für Familie und Freunde.

Das müssen wir machen, weil wir eben nicht das Glück hatten, in eine Familie hineingeboren zu werden, die eine milliardenschwere Firma besitzt und schon von Geburt ausgesorgt hat.

Diese Leute, diese Kapitalisten, leben von dem was wir erarbeiten. Und obwohl WIR unsere körperliche und geistige Gesundheit durch harte Arbeit und Stress gefährden, sind es die Kapitalisten, die am Ende des Tages die Taschen voll haben und nicht wir, liebe Kolleginnen und Kollegen! Das ist die traurige Realität im Kapitalismus!

Genau deswegen sind wir der Meinung, dass jeder Kampf für mehr Anerkennung, für verbindliche Beteiligung an den Gewinnen die wir erarbeitet haben bitter notwendig und unterstützenswert ist.

Und genau darum geht es hier. Die Dräxlmaiers regieren ihren Konzern seit gut 70 Jahren wie Fürsten ihre Untergebenen im Mittelalter.

Gegenwehr oder Widerstand kennen sie nicht. Und wenn doch haben sie ihn mit allen Mitteln unterdrückt.

Davon muss ich euch nichts erzählen, ihr wisst ja selbst am besten was die Geschäftsleitung in den letzten Wochen hier abgezogen hat. Einschüchterungsversuche, Bestechungen, Lügen und so weiter.

Das ist eine riesen Schweinerei!

Aber so wie es die letzten 70 Jahre bei Dräxlmaier lief, überrascht es uns das?

Überrascht es uns da dass sie zu allen Mitteln greifen, wenn ihr dem Ziel so nah seid?!

Den Klassenkampf führen nicht nur wir, sondern auch die Gegenseite, die uns nichts geben will, die sich nicht den Rücken krumm macht!

Wer kämpft, kann nicht erwarten, dass der Gegner nicht zurückschlägt!

Aber zum Glück stehen wir nicht alleine vor diesem Gegner.

Denn es geht um mehr: Wenn ihr euren Tarif erkämpft sendet ihr ein Signal, an Kolleginnen und Kollegen die genau so behandelt werden wie ihr!

Und deshalb freue ich mich euch Solidaritätsgrüße von Kolleg:innen mitbringen zu können, die euch viel Kraft in eurem Kampf wünschen!

Hier seht ihr Verdi Vertrauensleute aus dem Schorndorfer Krankenhaus. Ihr wisst, was die Krankenhausarbeiter:innen, nicht nur während der Corona-Pandemie, leisten. Sie machen einen Knochenjob für einen, ich muss das leider so sagen, Scheißlohn. Auch wenn sie in einem ganz anderen Bereich arbeiten, ist auch für sie klar, dass eine Tarifbindung Grundlage für eine anständige Behandlung durch die Bosse ist. Ich darf euch von Ihnen viel Kraft und Erfolg wünschen!

Das ist ein Foto von Kolleg:innen aus der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft. Auch sie haben von eurem Kampf mitbekommen. Auch sie wissen was es heißt, sich gegen den eigenen Chef zu stellen. Sie wünschen euch für euren Kampf viel Erfolg und senden solidarische Grüße!

Wie ihr seht: egal ob sozialer Bereich oder Industrie, ob kleiner Laden oder großer Konzern – viele Kolleginnen und Kollegen stehen auf eurer Seite!

Die Solidarität für euch hört bei den Betrieben aber nicht auf!

In München hat sich letzte Woche die deutsche Automobilindustrie bei der sogenannten Internationalen Automobilausstellung (IAA) selbst gefeiert. Sie hat versucht sich als Rettung der Welt zu verkaufen. Vielleicht habt ihr mitbekommen, dass auch einige Tausend Leute dagegen demonstriert haben.

Man mag von E-Autos halten was man will, es braucht Lösungen, ja. Aber wenn die Kapitalisten glauben, sie können ihre neue, grüne „Zukunftsbranche“ ohne starke Betriebsräte und Tarifbindung haben, dann haben sie sich geschnitten. Ihr beweist das, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Oft wird in den Medien der Eindruck vermittelt, die Umweltbewegung würde gegen euch als Arbeiter:innen in der Autobranche demonstrieren. Das ist eine Lüge. Sie haben den selben Gegner wie ihr in eurem Tarifkonflikt: die Eigentümer der Autokonzerne!

Deswegen haben sich einige der Protestierenden  gegen die IAA für ein Solibild mit euch versammelt!

Sie kämpfen gegen die, die euch anständige Arbeitsbedingungen verweigern und sich als große Wohltäter und Klimaretter verkaufen.

Ich habe keinen Zweifel, dass ihr alle hier, gemeinsam den Dräxlmaier Konzern besser und fairer leiten könntet als alle Manager dieses Konzerns zusammen!

Wir ihr seht habt ihr viele Unterstützerinnen und Unterstützer, nicht nur aus eurer Branche.

Euer Kampf schlägt hohe Wellen.

Und das ist auch gut so! Ihr seid verdammt mutig, ihr lasst euch nicht einschüchtern.

Wir, und auch die Kolleginnen und Kollegen auf den Fotos, werden weiter an eurer Seite stehen – auch wenn es zu neuen Streiks kommt!

Gemeinsam zwingen wir die Dräxlmaiers in die Knie!

Vorwärts zum Tarifvertrag!

Dankeschön!

 

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