Einladung zum offenen Tresen: Pflege organisieren!
Als erste offene Anlaufstelle laden wir euch herzlich zum offenen Tresen „Pflege organisieren“ einladen. Wir wollen mit euch zusammenkommen. Hier wollen wir uns als Arbeitsgruppe selbst vorstellen, und einen Raum schaffen, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie und wo wir aktiv werden können.
Guter Pflege steht Profit im Wege! Also: Organisieren wir uns!
Wir alle kennen es aus unserem Berufsalltag: Einsparung von Personalkosten, niedrige Löhne und ein hoher Arbeitsdruck unter uns KollegInnen. Wie in einer Fabrik führt die minutiöse Abrechnung von Arbeitsabläufen zu einer regelrechten Abfertigung von PatientInnen. Unter diesen Bedingungen versuchen wir unserer Arbeit so gut wie möglich nachzukommen – gefolgt von Erschöpfung bis hin zur völligen Überlastung. Einzelne Aktionäre privatisierter Krankenhäuser hingegen erwirtschaften Gewinne in Millionenhöhe und es werden bis zu 15 Prozent Rendite an Investoren ausgeschüttet. An Personal und PatientInnen wird weiterhin gespart. Es wird immer offensichtlicher, dass unser Gesundheits- und Pflegesystem weder für Beschäftigte noch für PatientInnen zufriedenstellend ist.
Der miserable Zustand des Gesundheitssystems ist nichts Neues und kommt nicht von ungefähr. Unter anderem durch Privatisierungen und das Fallpauschalensystem wurden Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen einer kapitalistischen Profitlogik überlassen. Konkurrenz zwischen Krankenhausbetrieben, Wettbewerbsfähigkeit, Profite und das Schreiben von Schwarzen Zahlen stehen im Vordergrund und führen zum desolaten Zustand des Gesundheitssystems. Wir, als Personal, sind in diesem System lediglich Kostenfaktor und unsere PatientInnen potentielle Gewinnbringer.
Gerade jetzt, rund um die Corona Krise, ist unsere gesellschaftlich relevante Arbeit (als Pflegekräfte) stark in den Vordergrund gerückt. Wir sind diejenigen, die in der Öffentlichkeit lauten Applaus bekommen haben – vor allem von der Politik. Der Nachhall des Applauses läuft allerdings ins Leere. Anstatt die Gesundheitsversorgung gerade jetzt, da die Mängel so offensichtlich und spürbar sind, neu zu organisieren, soll alles weiterlaufen wie bisher. Gesundheitsminister Spahn will an den Fallpauschalen festhalten und Millionen von Euro werden staatlicherseits zur Rettung von Banken und Unternehmen zur Verfügung gestellt. Wir, die Beschäftigten, gehen nicht nur mit leeren Taschen aus der Geschichte raus. Vielmehr sollen die Auswirkungen der Krise auf uns abgewälzt werden. Die kapitalistische Profitlogik zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Gesellschaft durch.
Um die Missstände in der Gesundheitsversorgung zu überwinden, stellen wir daher auch den Kapitalismus in Frage. Auch wenn Krankenhäuser wieder verstaatlicht oder Fallpauschalen abgeschafft werden, so bleibt die Wirtschaftslogik, möglichst kostensparend zu produzieren, um möglichst viel Gewinn für Kapitalbesitzer rauszuholen, immer noch die gleiche. Und wie wir jetzt zu spüren bekommen, setzt sich diese Logik auch in der Organisation unserer Gesundheitsversorgung fort. Eine gute Pflege wird damit nicht ermöglicht, geschweige denn für Alle zugänglich gemacht. Darüber kann uns auch ein Corona-Bonus in Form einer Einmalzahlung von 500 Euro nicht hinweg täuschen.
Als Arbeitsgruppe „Pflege“ von Solidarität und Klassenkampf wollen wir deutlich machen: So wie es ist, kann es nicht weitergehen! Der Kapitalismus und ein bedarfsorientiertes Gesundheitssystem sind nicht miteinander vereinbar!
Wir sind Beschäftigte im Krankenhaus, der Altenpflege oder dem Rettungsdienst, sowie solidarische politische AktivistInnen. Wir sind GewerkschafterInnen und Betriebsgruppenmitglieder. Wir wollen uns vernetzen, gegenseitig stärken und uns organisieren. Wir wollen dort, wo wir arbeiten, für bessere Arbeitsbedingungen einstehen, aber auch mit Aktionen in der Öffentlichkeit auf die katastrophalen Zustände unseres Gesundheitssystems aufmerksam machen.
Für die Abschaffung des Fallpauschalen-Systems und für eine Gesundheitssystem, das im Interesse der Gesellschaft organisiert wird!
Hier der Flyer als pdf zum herunterladen: