Gesundheit für alle, statt Profite für wenige! Kapitalismus raus aus dem Gesundheitswesen!
Unsere Pflege-AG hat einen allgemeinen Flyer für Beschäftigte im Gesundheitswesen veröffentlicht:
Gesundheit für alle, statt Profite für wenige! Kapitalismus raus aus dem Gesundheitswesen!
Systematisch kaputtgespart
Die Jahrzehnte, in denen der Gesundheitssektor systematisch kaputtgespart wurde, bleiben wie zu erwarten nicht folgenlos. Die Corona-Pandemie verdeutlicht auf dramatische Weise, in welchem Zustand er sich befindet. Durch das profitorientierte Gesundheitssystem stehen marktwirtschaftliche Interessen über dem Wohl der Patient*innen und Beschäftigten. Krankenhäuser sind durch die Privatisierung des Gesundheitswesens gezwungen, wirtschaftlich zu handeln und dadurch Kosten zu sparen. Besonders die Einführung der Fallpauschalen (DRGs) hat dazu geführt, dass die Behandlung der Patient*innen nach primär finanziellen Kriterien ausgerichtet wird.
Die Folgen sind fatal: Schließungen von Krankenhäusern bei steigender Patient*innenzahl, Personalnotstand und die Schaffung ganzer Niedriglohnsektoren führen dazu, dass die Kliniken schon im Normalbetrieb am Limit arbeiten und nun unter der Pandemie an ihre Grenzen kommen. Die andauernd schlechten Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen führen dazu, dass seit Jahren immer mehr Beschäftigte Pflegeberufe verlassen. Aktuell sind rund 40.000 Stellen unbesetzt. Der daraus resultierende Fachkräftemangel ist Folge einer zu hohen Arbeitsbelastung bei vergleichsweise schlechter Bezahlung.
Kein Wille zur Veränderung
Diese Probleme sind seit Jahren bekannt, doch verändert wurde seitens der Politik nichts.
Während noch zu Beginn der Pandemie demonstrativ Beifall für die Beschäftigten geklatscht wurde, hat die kurz darauffolgende Tarifrunde gezeigt, dass es von Seiten der Verantwortlichen aus Politik und Krankenhausleitungen kaum den Willen gibt, an den bestehenden Problemen etwas zu ändern. Stattdessen wurden die Beschäftigten mit einem Ergebnis, das gerade einmal die zu erwartende Inflation ausgleicht, abgespeist.
Systemchange
Die Auswirkungen der Pandemie machen erneut deutlich: Der Fehler liegt im System! Die Ausrichtung des Gesundheitswesens nach kapitalistischen Prinzipien muss beendet werden! Denn das Gesundheitssystem darf nicht die Aufgabe haben, Gewinne zu erwirtschaften und einzelne reich zu machen.Es dient schlicht und ergreifend dazu, die Menschen bestmöglich und dort, wo erforderlich, zu versorgen.
Konkret bedeutet das, dass wir Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen brauchen, die ausreichend Kapazitäten für Patient*innen haben, auch in Krisenzeiten. Wir brauchen mehr Personal in allen Bereichen und Arbeitsbedingungen, die es Menschen ermöglichen, dauerhaft und gesund in diesen Berufen zu arbeiten. Und nicht zuletzt brauchen wir eine Beteiligung aller Berufsgruppen an einer Bedarfsplanung des Gesundheitssystems.
Wir brauchen ein System, in dem das Wohl der Patient*innen und der Beschäftigten über wirtschaftlichen Interessen steht, denn es geht uns nicht nur um eine Verbesserung für uns Beschäftigte, sondern letztendlich für die gesamte Gesellschaft.
Deshalb: Organisieren wir uns!
Veränderungen jeglicher Art entstehen jedoch nicht aus dem Nichts. Die Veränderung zu gestalten liegt an uns! Wir müssen weiter für unsere Interessen einstehen. Wir müssen am Ball bleiben und uns immer und immer wieder einmischen! Wir müssen uns organisieren: in der Gewerkschaft, mit unseren Kolleginnen und Kollegen in Betriebsgruppen vor Ort und branchenübergreifend in klassenkämpferischen Initiativen.
Deshalb: Kapitalistische Profitlogik raus aus dem Gesundheitsbereich!
Für die Vergesellschaftung des Gesundheitswesens, ein Ende der Ausbeutung und eine gute Gesundheitsversorgung für alle!
Wer sind wir?
Seit dem Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 gibt es in Stuttgart die überbetriebliche Initiative „Solidarität und Klassenkampf“.
„Solidarität“, weil es gerade in Krisenzeiten wie diesen darum geht, nicht nur nach sich zu schauen, sondern zusammen zu überlegen, wie wir Vereinzelung entgegenwirken können und Alternativen zum bisher bestehenden entwickeln können. Und „Klassenkampf“, weil die Arbeitgeber alles daran setzen werden, die Auswirkungen dieser Krise auf die Beschäftigten abzuwälzen. Wenn wir dem etwas entgegensetzen wollen, kann uns das nur gelingen, wenn wir als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zusammenstehen und uns organisieren. Nur eine starke, breit organisierte Belegschaft ist in der Lage, für ihre Interessen zu streiten und den notwendigen Druck aufzubauen, um schlussendlich Erfolge verbuchen zu können. Bei „Solidarität und Klassenkampf“ arbeiten Beschäftigte und politische AktivistInnen zu verschiedenen Branchen und deren Arbeitskämpfen, u.a. auch zum Pflege- und Gesundheitsbereich.