Werksverteilung bei BOSCH in Feuerbach

Am 1. Juli haben wir, Solidarität und Klassenkampf, Flyer bei Bosch in Feuerbach verteilt. Die Verteilung fand, wie die letzten bei Bosch in Bietigheim, Waiblingen und bei Eberspächer in Oberesslingen, im Kontext der zunehmenden Angriffe des Kapitals auf die Rechte der Belegschaften statt. Die Krise rollt und die Herrschenden werden den Teufel tun sie zu zahlen. Sie lassen lieber die Arbeitszeit kürzen (natürlich ohne Lohnausgleich), Standorte schließen und Sonderzahlungen aussetzen. Ihre Krise soll auf unserem Rücken abgewälzt werden und dass wollen wir nicht einfach so hinnehmen.

Im weiteren Verlauf der Krise wird es zunehmend zu Kämpfen von einzelnen Belegschaften kommen. Hier ergibt sich die Chance diesen Kämpfen einen gemeinsamen Ausdruck zu geben. Das ist ein hoher aber richtiger Anspruch. Wir müssen als sozialistische und klassenkämpferische Linke in den kommenden Kämpfen präsent sein. Wir dürfen nicht von außen rumkritiseren, ein paar “schlaue” Analysen veröffentlichen und dann wieder in unseren Wohlfülzonen verschwinden. Wir müssen dort kämpfen wo die ArbeiterInnenklasse ist.

Die Polizei hat es sich nicht nehmen lassen mit einem Dutzend Beamten vor Ort zu sein um AktivistInnen zu beobachten und den Versuch zu unternehmen sie einzuschüchtern. Das hat natürlich nicht funktioniert. Wir werden weiter machen, mit Flyern aber auch mit kreativen Aktionen.

Flyertext:

KÄMPFEN STATT KAPITULIEREN!

We are Bosch. Man gibt sich sozial. Aber nur solange der Laden auch genug abwirft! Dann stehen die sog. Werte des Bosch-Konzerns schnell hinten an: In Bietigheim verkündete die Firma jetzt den KollegInnen die Werksschließung. Auch Schwäbisch Gmünd unterliegt der Bosch-Kahlschlag-Politik: über 2.000 Stellen sollen dort gestrichen werden.

Für Bosch in Feuerbach, Schwieberdingen und weitere Standorte im Großraum Stuttgart sieht es genauso bitter aus:  Die Firmenseite will nicht nur Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich, sondern rabiat mit dem Strukturhammer über die Standorte drüber. Auslagerungen, Fremdvergabe, Rausschmiss von 1.000en WerklerInnen stehen an. Jetzt geht´s auch an die indirekten Bereiche der EntwicklerInnen und IngenieurInnen: 30 % Überkapazität sollen dort abgebaut werden. Tausende stehen damit ohne Arbeitsplatz und einer unsicheren Zukunft da. Mit „Zukunftsorientierung“ und „gemeinsamen Werten“ hat das nichts zu tun.

Und alles nur wegen Corona? Nein. Denn auch vor Corona war die Welt nicht in Ordnung, Krisenmeldungen und die Debatte um den großen Strukturwandel in der Autoindustrie und dem Maschinenbau existierten bereits dort. Der Kapitalismus trägt die Krise nun mal in sich, wie die Wolke den Regen. Corona hat das Ganze lediglich verschärft und beschleunigt. Wir müssen also kämpfen.

Dazu brauchen wir eine starke Gewerkschaft. Aber die kann und wird nur so viel durchsetzen, wie wir uns einbringen und engagieren. Da gilt für die IG Metall nichts Anderes, wie für jede andere Organisation. Wenn wir darauf warten, dass irgendjemand um die Ecke kommt und für uns die Dinge wieder geradebiegt, können wir lange warten. Wenn wir aber erkennen, dass wir ArbeiterInnen und Angestellte alle die gleichen Interessen haben; nämlich zum Bsp. einen sicheren Job, ein gutes Einkommen und eine Perspektive für unsere Kinder, wer sollte uns dann aufhalten? Wir sind es, die den Reichtum dieser Gesellschaft erarbeiten, nicht die Hartungs und Denners aus den Vorstandsetagen.

Wieviel gerechter könnte unsere Gesellschaft sein, wenn nicht allein der Profit der Unternehmen, „der Markt“ oder „die Aktionäre“ das Handeln der Unternehmen bestimmen würden? Senden wir ein Signal an die Kapitalisten: Ihr da oben, seid vorsichtig! Standortschließungen und Entlassungen gehen nicht ohne harten Kampf!  Aber KollegInnen, wartet nicht zu lange! Habt nicht zu viel Geduld mit den Kapitalisten. Noch brauchen sie euch. Bald nicht mehr und dann schaffen sie Fakten.

Jedoch sollten wir uns keine Illusionen über „unser“ Wirtschaftssystem machen. Gewerkschaft ist gut. Ein kämpferischer Betriebsrat ebenfalls. Jedoch ist es auf Dauer sinnlos, gegen die sprichwörtlichen Gewalttaten der Kapitalisten anzukämpfen. Besser wäre es, es gäbe keinen Kapitalismus mehr. Und statt dem Markt und der Börse gehört der ganzen Gesellschaft der Reichtum, den sie selbst erarbeitet hat. Wir nennen das Sozialismus.

Niemand müsste dann Angst vor einer Standortschließung, Massenentlassungen oder dem sich aus dem technischen Fortschritt ergebenden Strukturwandel haben. Hätte die ArbeiterInnenklasse die Macht im Staat und wären die Fabriken gesellschaftliches Eigentum. Aber wie heißt es doch gleich in einem bekannten Lied der Arbeiterbewegung? „Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, müssen wir schon selber tun!“

 

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