Metall & Elektro: Kannst du dich noch an die letzte Lohnerhöhung erinnern?

Zur aktuellen Tarifrunde in der Metall- & Elektroindustrie

Kannst Du Dich noch an die letzte Loherhöhung erinnern?

Nein? Macht nichts. Ist auch lange her! Das war nämlich 2018. Damals hielt man Corona noch für eine seltsame Biermarke. Und wenn jemand behauptet hätte, die Bundesregierung würde demnächst 100 Milliarden Euro neue Schulden machen, um Waffen zu kaufen. Und zusätzlich das jährliche Budget für die Bundeswehr und rund 50% auf 70 Milliarden im Jahr erhöhen, der wäre für verrückt erklärt worden. Seit dem Jahr 2018 sind Dinge passiert, die wir uns damals kaum hätten vorstellen können. Auch dass wegen des Wirtschaftskriegs mit Russland die Inflationsrate inzwischen bei 10% liegt und vermutlich im kommenden Jahr kaum sinken dürfte.

10% Inflation plus ein fettes X in 2023! Demgegenüber wirken die 8% Lohnerhöhung, die wir mit unserer IG Metall von den Unternehmen fordern, mehr als bescheiden. Ist das wirklich der Wunsch der Mehrheit der IG Metall Mitglieder, eine Lohnerhöhung deutlich unter der Preissteigerung zu fordern? Wäre diese Frage vor den Sommerferien – als die Forderung von 8% diskutiert und beschlossen wurde – gestellt worden, hätten wahrscheinlich annähernd alle mit NEIN geantwortet. In Baden-Württemberg hieß es damals, man würde sich die Tarifforderung im September noch mal ansehen und darüber befinden, ob sie noch realistisch sei. Falls man das getan haben sollte, fragen wir uns, warum man nicht mutiger war und die Forderung entsprechend der über den Sommer weiter gestiegenen Preise deutlich nach oben korrigierte? Dieses Versäumnis holt uns jetzt ein. Und es wirkt fast schon peinlich, dass nicht nur VerDi für die Tarifrunde im Öffentlichen Dienst mehr fordern dürfte als die IG Metall, sondern auch der Beamtenbund mit immerhin 11%!

Nun werden einige sagen, eine hohe Forderung ist noch kein hoher Abschluss. Was natürlich stimmt. Allerdings kann man, wenn man 15% fordert, aus den Verhandlungen nicht mit einem Ergebnis von nur 6% nach Hause kommen, sondern muss streiken. Wenn jedoch nur 8% fordert, dann scheinen 6% Ergebnis irgendwie ganz OK zu sein. Was sie in der aktuellen Situation allerdings nicht sind. Darum geht es: legen wir eine Tarifrunde von vorneherein so an, dass ein langer Streik vermieden wird. Oder gehen wir wirklich „realistisch“ an das Thema und sind uns im Klaren darüber, dass in dieser besonderen Situation Reallohnverluste nur mit einem harten Arbeitskampf verhindert werden können.

  • Wir wissen: im Kapitalismus wird es keinen gerechten Lohn geben, da die Arbeiterklasse unter den derzeitigen kapitalistischen Eigentumsverhältnissen und den sprichwörtlichen „Gesetzen des Marktes“ niemals (kollektiv) über den vollen Umfang der von ihr selbst geschaffenen Werte verfügen kann. Das ist es, was wir als Kommunist/innen „Ausbeutung“ nennen. Und warum wir den Kapitalismus abschaffen wollen!

Es ist richtig dafür zu kämpfen, steigende Preise durch mindestens ebenso stark steigende Löhne auszugleichen. Allerdings sollte wir nicht dabei stehenbleiben, sondern versuchen aus diesem Teufelskreis auszubrechen!

Wir meinen damit, dass es sicher nicht verkehrt wäre, wenn wir – bildlich gesprochen — die ganze Bäckerei“ (und „neue Rezepte“) fordern würden statt alle paar Jahre nur ein möglichst großes „Stück vom Kuchen“.

Hätte die Arbeiterklasse die Macht im Staat – und nicht die Wirtschaft – könnte sie selber entscheiden und planen, nach welchen nach sozialen + ökologischen Kriterien z.B. die Zukunft der Automobilindustrie und des Maschinenbaus oder auch die Dekarbonisierung der Energieerzeugung organisiert werden sollen. Und natürlich auch, was eine faire Lohnerhöhung für alle ist.

  • Einige sagen, Putin ist schuld an der Gasknappheit und damit auch an den hohen Preisen. Wir sagen, in der Ukraine wird bereits seit vielen Jahren ein blutiger Stellvertreterkrieg des Westen mit Russland darüber geführt, wer das Land sich unterordnen und ausbeuten darf. Deshalb sind wir weder pro-russisch noch pro-ukrainisch. Wir sind für die Arbeiterklasse. Die Klasse, die von Oligarchen beider Seiten nationalistisch verhetzt wurde und jetzt zu tausenden in den Tod geschickt wird.

Es gab eine lange Zeit im letzten Jahrhundert, da lebten Russen und Ukrainer friedlich zusammen. Führten keinen Krieg gegeneinander. Sie stürzten erst gemeinsam den Zaren und seine damalige Diktatur. Dann besiegten sie die westlichen Armeen, die dem Zaren aus Angst vor dem Sozialismus zur Hilfe kamen. Später kämpften sie gemeinsam gegen die Nazis, die ihr Land überfallen hatten. Und sie befreiten uns vor dem Faschismus.

Und was ist davon geblieben? Nachdem in Russland und der Ukraine der kleptokratische Kapitalismus Einzug gehalten hat? Nationalismus, Armut und Krieg.

Was wollen wir damit sagen? Dass es für uns Arbeiterinnen und Arbeiten einfach besser ist, nicht den Kapitalisten die Macht im Staat zu überlassen.

  • Was kannst Du jetzt konkret tun?

Werde aktiv im Betrieb und in Deiner IG Metall. Setzt Dich ein für eine offensive Tarifrunde und politischen Protest gegen die steigenden Preise ein.

Falls Du Dir das zutraust, kandidiere beim nächste Mal für den Betriebsrat und engagiere Dich bei den gewerkschaftlichen Vertrauensleuten.

Ja. Manchmal ist das ein langer Weg, die Dinge so regeln, wir sie sein sollten. Aber heute ist ein guter Anfang dafür!

Nicht zuletzt: Nimm Kontakt mit uns auf. Oder schau bei einem unserer Treffen vorbei.

Folge uns auf unseren „social media“ Kanälen. Und komme zu einer der nächste von uns organisierten Montagsdemos in Waiblingen oder Stuttgart.

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