Sieht so Respekt aus? Medizinstudierende in Corona-Zeiten

Wir haben eben diese untenstehende Nachricht erhalten, die wir mit euch teilen wollen. Er gibt teife Einblicke, wie es um das deutsche Gesundheitssystem bestellt ist. Überall wird gerade geklatscht für die Pflegekräfte, was aber seit Jahren hier vor sich geht, hat mit Respekt oder fairer Behandlung rein gar nichts zu tun. Durch die #coronakrise wird es gerade (für angehende Ärzt*innen) sogar noch schlimmer. Daher unterstützt die Petition und lasst uns auch darüber hinaus für ein System kämpfen, das nicht Profit über Gesundheit stellt!

„Hallo, Ich bin Peer, einer von ca. 4600 Medizinstudierenden des 10. Semesters, die sich mindestens seit Weihnachten auf ihr 2. Staatsexamen im April vorbereiten. Eine intensive Zeit, bei der jeder Tag aufs Neue fast nur aus Lernen besteht. Es ist die mit Abstand schwerste Prüfung des Medizinstudiums und die Vorbereitungszeit davor eine psychische Herausforderung für viele Studierende. Doch seit Anfang März kommt eine weitere psychische Belastung hinzu. Zunehmend ist das Examen auf der Kippe. Es häuften sich nach und nach Vorschläge verschiedener Stellen das Examen zu verschieben gepaart mit unmöglichen Ideen wie es nachgeholt werden soll und auf welche Weise man uns Studierende in der Krise einsetzen könnte. Doch offizelle Gewissheit, was mit unserem Examen sein soll haben wir bis heute nicht. Konzentrierte Lernen ist für viele unter diesen Bedingungen kaum noch möglich.

Vor zwei Tagen gab es dann Neuigkeiten, aber immernoch keine offizielle Gewissheit: Herr Spahn stellte seinen Entwurf zur Änderung der Approbationsordnung vor. Der hat es in sich! Das 2. Staatsexamen soll um ein Jahr verschoben werden. Es soll dann zusammen mit dem 3. Staatsexamen nach dem Praktischen Jahr geschrieben werden. Als Vorbereitungszeit sollen wir Studierende 6 Wochen erhalten. 6 Wochen statt mehreren Monaten, wie sonst üblich bei der Doppelbelastung zweier Staatsexamen. Für uns untragbar! Doch diese 6 Woche könnten sich noch weiter schmälern, denn in ihnen sollen auch mögliche Quarantänezeiten während des Praktischen Jahres nachgeholt werden. Also noch weniger Lernzeit.

Der Entwurf sieht weiter vor, die Gliederung des Praktischen Jahres aufzuheben und uns Studierende einen Monat früher in dieses PJ starten zu lassen. Auch die Wahl des Krankenhauses könnte geändert werden. Dass viele Studierende aber vor Ort in der Nähe des gewählten Krankenhauses zum Beispiel eine Wohnung gemietet haben und es für sie nicht so einfach ist mal eben einen Monat früher umzuziehen oder wo ganz anders hinzuziehen, wird nicht beachtet. Genauso wenig findet es Berücksichtigung, dass auch Eltern mit Kindern diese nun betreuen müssen, als Studierende wohl aber nicht überall als systemrelevant angesehen werden. Vor allem aber schmälert dieser Eingriff ins Medizinstudium und die Wahl der Fächer während des Praktischen Jahrs erheblich die medizinische Ausbildung, dient doch das sogenannte Wahltertial dazu, dass angehende Ärztinnen und Ärzte zumindest eine gewisse Spezialisierung in dem Fach erfahren, in dem sie später auf einmal als fertige Assistenzärzt*innen eigenverantwortlich Petient*innen behandeln sollen. An einen geordneten Unterricht während Pandemiezeiten ist sowieso kaum zu denken.

Ich denke viele Medizinstudierenden in dieser Lage geht es ähnlich wie mir. Viele von uns sind ausgebrannt und psychisch am Ende. Vor allem aber sitzen wir zuhause und sollen auf ein Staatsexamen lernen, welches wahrscheinlich, aber nicht sicher abgesagt wird, während die Kolleginnen und Kollegen von der Reinigungskraft über die Pflegekäfte, viele Medizinstudierende anderer Semester und die Ärztinnen und Ärzte, täglich ihr Möglichstes in der Patientenversorgung während der Krise geben. Wir wollen helfen, aber zu fairen Bedingungen! Doch schon zu normalen Zeiten sind die Bedingungen im Praktischen Jahr alles andere als fair. Nach 5 Jahren Studium sind PJ-Student*innen keine Anfänger mehr. Ihr Kenntnisstand erlaubt es, sie für viele Tätigkeiten in den Kliniken einzusetzten, für die sonst approbierte Ärzte von Nöten wären. Ohne PJler würden viele Kliniken so kaum funktionieren. Doch teilweise gibt es dafür nicht einmal eine Bezahlung, manchmal eine gerine Entschädigung. Als Studierende gelten PJler nicht als Arbeitnehmer*innen. Essentielle Rechte der Beschäftigten werden so einfach umgangen. Wo gibt es das sonst, dass zum Beispiel Krankheitsfehltage auf die Urlaubstage angerechnet werden?

Wir wollen diese Zustände zu nicht hinnehmen und uns wehren. Wenn ihr uns unterstützen wollt, könnt ihr diese Petition unterschreiben und weiter verbreiten. Wir wollen faire Bedingungen im Praktischen Jahr und vor allem keine weitere Zusatzbelastung durch ein doppeltes Staatsexamen. Die Corona-Krise trifft grade viele Beschäftigte in vielen verschiedenen Berufen auf ganz unterschiedliche Weise. Lasst uns zusammen stehen, damit sie nicht auf unserem Rücken ausgetragen wird!“

#nichtaufaunseremrücken #denpreisbezahlenalle

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