Fabriken und Kitas schließen – Offener Brief an Ministerin Eisenmann
Heute früh haben aktive aus der ErzieherInnen AG einen offenen Brief an Kultusministerin Eisenmann veröffentlicht.
Ihr vorhaben, die Kitas und Schulen schon nächsten Montag wieder zu öffnen ist eine maßlose Frechheit den Beschäftigen gegenüber und zeigt, dass die Kultusministerin mit Blick auf die kommenden Landtagswahlen auf Stimmfang bei Wirtschaftsverbänden und Eltern geht. Ein absolutes No-Go in diesen Zeiten!
Eine so schnelle Öffnung der Kitas wäre weder im Interesse der Beschäftigten noch der Kinder. Die Öffnung ist einzig und alleine im Interesse der Wirtschaft, damit Eltern weiterhin arbeiten gehen können und Unternehmen weiterhin Profite scheffeln können.
Nicht mit uns!
Wir fordern: Fabriken und Kitas schließen – bei vollem Lohnausgleich! Nur so kann sinnvolle Pandemiepolitik aussehen und nur so kann der Pandemie schnellstmöglich ein Ende gesetzt werden.
Im Kapitalismus kann es jedoch keine nachhaltige Pandemiepolitik geben, da das im grundsätzlichen Widerspruch zu dem Drang nach Profit und Wachstum steht. Deshalb müssen wir aktiv werden, uns organisieren und für eine andere, bessere Gesellschaft kämpfen, die sich an unseren Interessen, an den Interessen der Menschen orientiert und nicht an denen der Kapitalisten!
Wenn du selbst Erzieher*in bist und aktiv werden willst, dann schreib uns einfach eine Mail an kita@solidaritaet-und-klassenkampf.org
Der offene Brief im Wortlaut:
Sehr geehrte Frau Eisenmann,
dass Sie in gerade dieser prekären Situation eine verfrühte Öffnung der Kitas und Schulen ab dem 18. Januar forcieren, halten wir für eine inakzeptable Frechheit!
Es ist offensichtlich, dass dieser Vorschlag nicht an den Interessen der Kinder oder der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst ausgerichtet ist, sondern rein an den Interessen der Wirtschaft. Damit dort weiter gearbeitet werden kann und Profite fließen, sollen Erzieher*innen und auch Kinder mitten in einer Pandemie einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt werden. Laut einer Studie der AOK[1] sind Erzieher*innen neben den Beschäftigten in der Pflege am stärksten von Corona bedingten Krankheitsausfällen betroffen.
Die sogenannte Schließung der Kitas kam für uns viel zu spät, wobei für Erzieher*innen keinesfalls eine tatsächliche Schließung der Einrichtungen stattfand. Wir gewährleisteten die Aufrechterhaltung der Notbetreuung und werden dies weiterhin tun.
Was wirklich dem Wohl der Kinder und der Beschäftigten dienen würde, wäre ein schnelles Ende der Pandemie. Eine verfrühte Öffnung der Kitas bewirkt allerdings das Gegenteil: Die Infektionszahlen werden weiterhin steigen, hinauslaufen wird das auf einen nächsten Lockdown. Es geht Ihnen mit der Forderung nach der Öffnung der Kitas nicht um das Wohl der Kinder, sondern offensichtlich um Ihr eigenes. Mit Ihren Forderungen gehen Sie schon jetzt im Hinblick auf die kommenden Landtagswahlen auf Stimmfang. Wahlkampf bei Eltern und Wirtschaftsverbänden zu betreiben ist in dieser Situation absolut unangebracht!
Aus dem letzten Lockdown im Frühjahr haben Sie offenbar nichts gelernt. Die Corona-Infektionszahlen sind weiterhin sehr hoch und es sterben täglich Menschen an den Folgen des Virus. Die, nach den Feiertagen gesunkene, 7-Tage Inzidenz ist in Baden-Württemberg inzwischen wieder auf deutlich über 100 Infektionen pro 100.000 Einwohner*innen gestiegen.[2] Anstatt die Kitas zu öffnen, wäre der richtige Schritt, die Fabriken zu schließen – bei voller Lohnfortzahlung natürlich.
Wir sind Erzieherinnen und Erzieher von verschiedenen Trägern im Raum Stuttgart, die genug davon haben, dass diese Pandemie auf unserem Rücken ausgetragen wird und wenden uns mit diesem Brief an Sie und an die Presse:
Die Corona-Pandemie nicht auf unserem Rücken austragen – Fabriken schließen statt Kitas öffnen!
Hochachtungsvoll,
AG Erzieher*innen – Solidarität und Klassenkampf Stuttgart