Erfolgreicher Stadtrundgang: Union Busting
Am 27.2.2015 lud die Initiative Klassenkampf zu einem antikapitalistischen Stadtrundgang zum Thema „Union Busting“. Trotz des schlechten Wetters nahmen etwa 30 Personen an der Tour teil. An unterschiedlichen Orten benannten wir die Akteure öffentlich und zeigten ihre perfiden Methoden auf. Auch wurden einige dieser Akteure durch Plakate markiert, sodass diese auch noch eine Weile als „offizielle Union Buster“ offen erkennbar sind.
Der Rundgang startete mit einer unangemeldeten Kundgebung am Stuttgarter Hauptbahnhof. Ein Sprecher wies zunächst darauf hin, was Union Busting eigentlich ist, nämlich die gezielte Bekämpfung und Sabotage von betrieblicher und gewerkschaftlicher Organisierung seitens der Betriebs- und Konzernleitungen.
Der hier kritisierte Akteur, die Deutsche Bahn, tat sich in jüngster Vergangenheit beispielsweise dadurch hervor, dass sie gegen die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in der Presse, auf ihren Anzeigetafeln und im Internet hetzt. Grund dafür sind die Streiks der GDL. Diese fanden im Rahmen der Tarifauseinandersetzungen statt.
Zweite Station des Stadrunganges war Gleiss Lutz, eine der größten Wirtschaftskanzleien. Juristen dieser Kanzlei waren unter Anderem mit der Umsetzung von Werkverträgen bei der Daimler AG beauftragt. Die Dokumentation „Hungerlohn am Fließband“ des Südwestrundfunks schaffte eine kritische Öffentlichkeit zu der hier praktizierten Unterwanderung von Tarifverträgen.
Am nahegelegenen Stuttgarter Schlossplatz befindet sich die Leiharbeitsfirma Robert Half. Das Unternehmen bearbeitet neue MitarbeiterInnen intensiv um Arbeitnehmerrechte einschränken zu können. Als einige Kolleg_innen 2013 in Stuttgart versuchten, einen Betriebsrat zu gründen, wurde systematisch dagegen vorgegangen.
Anschließend wurde der Stuttgarter Standort des Wirtschaftsberatungsunternehmens KPMG besucht. Dieses Unternehmen erstellt unter Anderem Strategiepapiere zur Steigerung des Gewinns durch krasse Ausbeutung von Lohnabhängigen. Rationalisierungsprozesse aufgrund derer es häufig zu Kündigungswellen in Betrieben kommt, sind die Folge.
Beispielhaft für den Einzelhandel wurde H&M in der Königsstraße aufgesucht. Seit Jahren behindert das Unternehmen Betriebsräte bei ihrer Arbeit. Prekäre Arbeitsbedingungen, unter Anderem durch sogenannte „10 Stunden – Verträge“, sind die Folge für die H&M-Beschäftigten.
In einer Kneipe wurden danach die Christliche Metallgewerkschaft und ihre Rolle als Gelbe Gewerkschaft diskutiert. Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung war der seit Jahren bekannte Union Busting-Akteur BW-Post. Nach einer Drückkündigung 2012 steht nun ein weiterer Betriebsrat auf der Abschussliste des Unternehmens. Ausserdem wurde besprochen, wie wirksamer Widerstand hiergegen organisiert werden kann.
Union Busting ist ein Ausdruck von zunehmend schärfer geführten Auseinandersetzungen innerhalb der Unternehmen. Insbesondere dort, wo maximale Gewinne „gefährdet“ sind, werden Belegschaften massiv unter Druck gesetzt. Vor allem in kleineren Betrieben, treffen ArbeitgeberInnen hier oftmals auf schwache gewerkschaftliche Strukturen. Hier ist die Solidarität aller ArbeiterInnen gefragt. Ein Stadtrundgang wie der heutige kann eine Sensibilität für die Problematik erzeugen. Die breite Beteiligung war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Hieran gilt es anzuknüpfen.
Eine Broschüre zum Thema Union Busting findet ihr hier
Bildergallerie vom Stadtrundgang: