Nicht Streiken ist keine Alternative! Zur Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst 2022
Bald ist es so weit, die Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst startet. Der Tarifvertrag wurde bereits im August gekündigt, und Aktive der Gewerkschaft und aus den Betrieben sind schon fleißig dabei, sich vorzubereiten und ihre eigenen Forderungen aufzustellen.
Und gerade jetzt – in Zeiten einer globalen Pandemie und Wirtschaftskrise – ist es umso wichtiger, dass wir gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen! Denn wenn die Krise uns eins gezeigt hat, dann, dass wir und die Arbeit, die wir Tag für Tag in Kitas, Schulen und Jugendhäusern leisten, unabdingbar ist!
Unzählige Male haben wir gehört, dass wir systemrelevant sind und Beifall von der Politik geerntet. Doch dabei ist es dann auch geblieben. Das hat uns die vergangene Tarifrunde im öffentlichen Dienst gelehrt. Die sogenannte Arbeitgeberseite forderte eine Nullrunde, die Politik und Medien waren empört, wie frech es doch sei, in Corona-Zeiten zu streiken. Begründet wurde all das damit, dass die Kassen leer seien, dass man in Zeiten einer Pandemie eben zurückstecken müsse und wir doch alle im selben Boot säßen.
Wir gehen davon aus, dass sich die Haltung der „Arbeitgeber“ auch für die kommende Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst nicht ändern wird. Denn die Kapitalisten blasen zum Angriff: In der ganzen Republik können wir beobachten, wie Arbeitgeber versuchen unsere hart erkämpften
Arbeitsbedingungen zu verschlechtern, wie Stellen gestrichen werden, wie Manteltarifverträge angegriffen werden undundund. Während die Kapitalisten, also die Milliardäre, Immobilienhaie und Aktionäre, durch die Krise noch reicher geworden sind, sollen die Lasten der Krise auf unseren Rücken abgewälzt werden.
Nicht mit uns!
Wir haben genug davon, dass wir für unsere harte Arbeit schlecht bezahlt werden, dass wir überbelastet sind und dass Unterbesetzung keine Ausnahme sondern die Regel bei uns ist. Wir wollen gute Arbeitsbedingungen, wir wollen pädagogisch Arbeiten und Kinder nicht wie am Fließband abfertigen!
Doch gute Arbeitsbedingungen gibt’s nicht geschenkt! Das hat uns die Geschichte schon zur Genüge bewiesen. Und auch die Tarifrunde im öffentlichen
Dienst! Dass es überhaupt Zugeständnisse Seitens der Arbeitgeber gab, waren Ergebnisse von Streiks! Und hätten mehr Menschen gestreikt, dann hätten wir auch bessere Forderungen durchsetzen können! Wenn wir also wirklich dafür sorgen wollen, dass unsere Forderungen gehört werden und wir sie auch durchsetzen, dann müssen wir auch dafür kämpfen und streiken!
Denn wenn es eine Sache gibt, mit der wir wirklichen Druck aufbauen können, dann müssen wir unsere Arbeit verweigern und den „Arbeitgebern“ zeigen, dass sie ohne uns nichts sind!
Wenn wir uns als Klasse der Lohnabhängigen – als jenen die auf Jobs angewiesen sind um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten – zusammenschließen, dann sind wir stärker als ein paar Bosse in ihren Bürostühlen!
Um uns zu organisieren brauchen wir die Gewerkschaft. Damit meinen wir nicht, die Sozialpartnerschaft der Gewerkschaftsführung, sondern
eine starke Basis, die wir mitbestimmen und gestalten. Eine Gewerkschaft, die nicht auf Kuschelkurs mit den Arbeitgebern geht, sondern, die selbstbestimmt und kämpferisch agiert und ihre Forderungen durchsetzt.
Wenn wir nicht selbst kämpfen, wird es keiner für uns tun, also lasst uns
auch in der kommenden Tarifrunde für unsere Interessen Streiken – nicht Streiken ist keine Alternative!
Doch wofür überhaupt kämpfen?
Stell dir vor, du kommst auf die Arbeit, auf der du auf genügend Kolleg:innen und Ressourcen zurückgreifen kannst um wirkliche pädagogische Arbeit zu leisten.
Stell dir vor, deine Kolleg:innen sind krank, aber das ist kein Problem, da dein Team das problemlos auffangen kann.
Stell dir vor, dein Lohn reicht für den ganzen Monat und du musst nicht jeden Cent zweimal umdrehen.
Klingt zu schön um wahr zu sein?
Ja, doch unmöglich ist es auch nicht! Denn Geld dafür ist genug da, es steckt nur in den falschen Taschen. Während in der Pandemie Milliarden in Unternehmen wie Daimler und Lufthansa gepumpt werden und trotzdem die Beschäftigten gekündigt werden, geht der öffentliche Dienst mal wieder leer aus.
Das ist kein Zufall! Durch unsere Arbeit erwirtschaften wir keine direkt sichtbaren Gewinne. Wir sorgen „nur“ dafür, dass Menschen zur Arbeit gehen können und ihre Kinder betreut werden! Obwohl wir, wie bereits erwähnt, damit einen unabdingbaren Beitrag zur Gesellschaft leisten, sind wir und unsere Arbeit kaum etwas wert.
Doppelt im Eimer!
Wir als Erzieher:innen betreuen, begleiten, fördern und kümmern uns Tag für Tag. Doch diese wichtige Tätigkeit wird weder ausreichend anerkannt noch anständig bezahlt. Da die meisten Beschäftigten im Kita-Bereich weiterhin Frauen sind und in unserer Gesellschaft die Rollenverteilungen innerhalb von Familien leider immer noch weitestgehend konservativ gelebt werden, verrichten viele unserer Kolleginnen nach der Arbeit nochmals Care-Arbeit und stemmen zuhause Kindererziehung, Haushalt & Co. Doch werden sie hierfür keinesfalls entlohnt. So erleben Frauen als Erzieher:innen oft eine doppelte Ausbeutung ihrer Arbeit – Im Job und Privat! So kann das nicht weitergehen, Frauen – wehrt euch!
All das ist die logische Konsequenz eines Wirtschaftssystems, das nur auf Profite
abzielt. Der Fehler liegt also nicht darin, dass Betreuungsschlüssel falsch berechnet wurden, sondern liegt im System an sich!
Für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen lohnt sich allemal, denkt man jedoch weiter wird es in diesem bestehenden System nie eine wirkliche Aufwertung unseres Berufs geben!
Lasst uns für eine Gesellschaft einstehen, in der es nicht um den Reichtum einzelner, sondern das Wohlergehen aller Menschen geht.
Lasst uns für eine Gesellschaft einstehen, in der unsere Arbeit wirklich wertgeschätzt wird und nicht in der Konkurrenz zu anderen steht.
Für eine Gesellschaft, in der wir selbst entscheiden können, was wir wirklich brauchen und wie welche Ressourcen eingesetzt werden!
Jetzt oder nie!
Die Tarifverhandlungen starten nächstes Jahr im Januar – Haltet euch bereit, ihr seid nicht alleine, denn gemeinsam können wir etwas bewegen und als soziale Klasse kämpfen!