Statement zur Situation von Gastro-Beschäftigten

Die Wirtschaftskrise angesichts der Corona-Pandemie

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verändern unsere Gesellschaft gerade enorm. Auch wenn sie sinnvoll sein mögen, sie treffen uns unterschiedlich hart.

Vor einigen Tagen wurde die Öffnung von Gastronomien erst eingeschränkt und dann verboten. Das betrifft in Deutschland weit über eine Millionen Beschäftigte. Zu den offiziellen Zahlen gehören allerdings weder MinijobberInnen, noch Angestellte ohne steuerliche Anmeldung (sog. SchwarzarbeiterInnen), die über die Hälfte der Beschäftigten in dem Bereich ausmachen. Etliche wurden bereits gekündigt. Die Gastronomie wuchs vor allem in den letzten Jahren zu einer Branche heran, die das ermöglicht. Hier sind befristete, unsichere und prekäre Arbeitsverhältnisse die Norm.

Die Situation in Gastro Betrieben ist im Vergleich zu anderen Bereichen besonders:

Viele Bars etc. arbeiten in eher kleinen Teams, eng zusammen mit dem Chef in freundschaftlich-familiärer Atmosphäre. Dadurch gibt es oftmals die Möglichkeit recht unkonventionell und flexibel zu arbeiten: Genau das fällt jetzt aber den Beschäftigten auf die Füße. Fehlende Organisierung führt dazu, dass gemeinsamen Probleme nicht kollektiv, sondern individuell von Lohnabhängigen bewältigt werden müssen.

Erfahrungen von kollektiven Kämpfen oder Bezug zur Gewerkschaft gibt es auch kaum.

Fehlende Verträge und/oder Mini-Jobs bringen nicht nur auf lange Sicht keine soziale Absicherung, sondern auch in Zeiten der Gastro-Schließung: Nichts.

Sei es der Service, das Barpersonal, die Putzkräfte, TürsteherInnen und KöchInnen. Sie alle gehören zu den Millionen Mitarbeitenden in und um die Gastronomie, die mit der Corona-Pandemie in eine existenzielle Krise gerissen wurden.

Keine Arbeit = kein Lohn. Die massenhafte Entlassung wird doch sicherlich vom Staat aufgefangen?

Im Gegenteil. Während innerhalb weniger Tag mehrere Hundert Milliarden Euro für Unternehmen und Selbstständige locker gemacht werden, ist nicht einmal im Nebensatz die Rede, von all denen, die jetzt kein Einkommen haben.

Es gibt doch auch jene, die nicht gekündigt wurden, sondern in Kurzarbeit gehen mussten. Zumindest bei denen müsste es doch besser aussehen? Könnte man meinen, ist aber nicht so. Wer zu niedrigen Löhnen jobbt, auf Einspringen und Trinkgeld angewiesen ist, dem bringt ein Kurzarbeitsvertrag so gut wie nichts. 60% des Gehaltes reichen wenn überhaupt gerade so für die Miete.

Unternehmen versuchen auch hier noch von der prekären Situation der Angestellten zu profitieren. DEHOGA (Lobbyverein der Arbeitgeber der Hotel- und Gastronomiebranche) rät zum Beispiel Arbeitgebern den Angestellten Minusstunden aufzubauen, Plusstunden abzubauen und Urlaub (rechtswidrig) aufzuzwingen, bevor man überhaupt einen Kurzarbeitsantrag in Erwägung zieht. Auffallend ist, dass nirgends auch nur überlegt wird, das Gehalt ganz normal weiter zu bezahlen.

Ein Bruchteil der für die Unternehmen bereitgestellten Gelder würde den Beschäftigten bereits ein gutes Leben ermöglichen – doch dort kommt nichts von den Milliarden an.

Jetzt – mehr wie zuvor – lässt sich die Profitlogik des kapitalistischen Systems erkennen.

Profite vor Menschenleben. Lasst uns das doch mal auf den Kopf stellen! Eine Gesellschaft, in der das Wohlergehen aller vor der Profitmaximierung weniger steht.

Wir fordern die bedingungslose Erstattung des ausgefallenen Gehalts!

Lasst Euch nicht alles gefallen!

Schließt Euch in euren Teams zusammen und sucht nach gemeinsamen Strategien!

Schließt Euch über einzelne Bars, Clubs und Restaurants hinweg zusammen und unterstützt Euch gegenseitig!

Hier eine Facebookgruppe zum connecten:
Gastro connetced!

meldet Euch bei uns:
gastro@solidarisches-stuttgart.org

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