PM: „Klassenkampf in der Corona-Krise“ Pressemitteilung in Antwort auf den Artikel von Peter Schwarz, erschienen in der Waiblinger Kreiszeitung am 9.4.2020
Klassenkampf in der Corona-Krise? Pressemitteilung in Antwort auf den Artikel von Peter Schwarz, erschienen in der Waiblinger Kreiszeitung
Am 09.04. veröffentlichte Peter Schwarz in der Waiblinger Kreiszeitung einen Artikel mit der Überschrift “Klassenkampf in der Corona Krise”. In diesem geht er auf unsere Aktionen am Winnender Krankenhaus und am Stihl-Werk 2 ein. Wir begrüßen, dass die Diskussion über Infektionsgefahr am Arbeitsplatz und unterfinanzierte Krankenhäuser auch die WKZ erreicht hat. Peter Schwarz gesteht ein, dass es unsere Krankenhäuser einem “ungutem Rentabilitätsdiktat” unterworfen sind. Unsere Kritik an der Zentralisierung der Krankenversorgung im Rems-Murr-Kreis teilt er allerdings nicht. Sicherlich ist das Winnender Krankenhaus mit moderner Technik ausgestattet. Doch das gleicht nicht den Wegfall lokaler Krankenstationen aus. Gerade für Menschen, die nicht mehr mit dem Auto unterwegs (sein können) oder in Situationen in denen Minuten über Leben und Tod entscheiden, ist der nun zum Teil lange Anfahrtsweg zum nächsten Krankenhaus ein echtes Problem. Die systematische Unterfinanzierung kleinerer Häuser, die ohne Zweifel oftmals “alt und teilweise Marode” sind, ist kein Argument für die Schließung dieser Einrichtungen, Das Grundproblem ist, dass unsere Gesundheitsversorgung marktwirtschaftlichen Prinzipien unterworfen ist. „Marode Infrastruktur“ ist ein neoliberales Bild, das bei genauer Betrachtung nicht standhält. Denn wenn etwas marode ist, sollte es erneuert, repariert werden, im äußersten Fall neugebaut werden- und eben nicht abgerissen und durch Nichts ersetzt werden. Profitlogik und BWL haben insbesondere in einem Bereich, in dem es um die Leben der Menschen geht, nichts verloren. Deshalb sagen wir: Kapitalismus macht krank.
Auch unsere Flugblattaktion vor den Stihl-Werken in Waiblingen und Neustadt, sowie unser Interview mit einem Kollegen aus der Produktion, kommentiert Peter Schwarz. Im Gegensatz zu Firmen wie Daimler, Porsche und Bosch hat der Waiblinger Motorsägenhersteller seine Produktion nicht heruntergefahren. Der Stihl-Konzern steht finanziell nicht schlecht da. Dass er seiner gesellschaftlichen Verantwortung zu #flattenthecurve beizutragen nicht nachkommt ist ein Skandal. In der jetzigen Situation müssen Lösungen gefunden werden, die die Gesundheit der Belegschaft und ihre Arbeitsplätze garantieren. Das Sehen sicherlich nicht alle KollegInnen so, aber es gibt sehr wohl einige, die Angst vor einer Infektion mit Covid-19 am Arbeitsplatz haben. Diese berechtigten Sorgen müssen ernst genommen und entsprechende Konsequenzen gezogen werden. Deshalb ist es sehr wohl “Schweinekapitalismus” wenn die Geschäftsleitung ein – im Gegensatz zur Arbeit im Krankenhaus – vermeidbares Risiko eingeht um ihre Gewinne nicht zu gefährden. Wir werden weiterhin auf die nach wie vor bestehenden gesellschaftlichen Missstände aufmerksam machen, denn die Corona-Situation bedeutet kein Ende im Kampf für eine bessere, demokratischere, sozialere und gerechtere Gesellschaft und diesen Kampf begreifen wir als „Klassenkampf“.
Übrigens: Wir sind keine Linksautonomen, die halbkonspirativ arbeiten. Wir sind Beschäftigte aus verschiedensten (jetzt plötzlich „systemrelevanten“) Bereichen. Wir organisieren Nachbarschaftshilfe, informieren, machen soziale Missstände öffentlich und wollen das politische Bewusstsein der Menschen in unserer Region steigern, damit sie selbst, für sich, Partei ergreifen.
Wie wir das machen wollen, kann man hier auf unserer Seite zu genüge sehen.