Wie wäre es mit der ganzen Bäckerei… statt nur einem Stück vom Kuchen?
Anläßlich des Warnstreiks im Elektrohandwerk haben wir am 22.10. gemeinsam mit KollegInnen aus dem Rems-Murr-Kreis dieses Flugblatt in Fellbach verteilt.
Jede Lohnerhöhung kostet Kapitalisten Geld.
Geld, das sie freiwillig nicht rausrücken werden, denn dann hätten sie Jahr für Jahr weniger an Gewinn. Wenn wir mehr verdienen, verdienen die Besitzer ‚unserer‘ Unternehmen weniger. So einfach und so schwer (durchzusetzen) ist das zugleich.
Eine Tarifrunde ist keine Frage von guten Argumenten oder von Apellen an das Gerechtigkeitsempfinden der Unternehmer. Kein Kapitalist gibt uns etwas, weil wir so freundlich danach gefragt haben oder „gute Argumente“ hatten.
Tariffragen sind immer Machtfragen!
Ein Tarifvertrag ist für die Unternehmen der Preis dafür, dass wir nicht streiken. Karl Marx nannte Tarifverträge einmal ein „Waffenstillstandsabkommen auf Zeit“. Wie sähen unsere Einkommen und unsere Arbeitsbedingungen heute aus, hätten nicht viele Generationen vor uns den Mut und den Willen gehabt, für unsere Sache zu kämpfen?
Aber reicht es uns, wenn wir Jahr für Jahr durchsetzen, dass die Unternehmer uns etwas von ihren Gewinnen abgeben? Wir waren es doch, die diese Gewinne erarbeitet haben. Deshalb fragen wir uns, warum wir nur „ein Stück vom Kuchen“ fordern und nicht die ganze Bäckerei verlangen!
Warum gehört uns – das heißt unsere Klasse – nicht einfach alles? Warum verdienen die wenigen, denen die Unternehmen gehören, soviel mehr als wir, obwohl sie oft noch nicht einmal dafür arbeiten? Wenn die Produktion von Waren und Dienstleistungen Ergebnis gesellschaftlicher Arbeit ist, dann sollte auch der Gesellschaft der von ihr geschaffene Reichtum gehören. Das wäre gerecht! Nicht nur ein paar Krümel vom Tisch der hohen Herren.
Gewerkschaftsarbeit ist gut, aber…
Nicht dass wir uns falsch verstehen. Ohne starke Gewerkschaft würden wir nicht einmal das verdienen, was unsere Arbeitskraft wert ist. Beweise gefällig? Dann schaut euch zum Beispiel die Löhne oder die Arbeitszeiten derjenigen an, die in Branchen arbeiten in denen es keine durchsetzungsfähige Gewerkschaft gibt. Dort wo die Beschäftigten nicht bereit sind, gemeinsam zu kämpfen, fallen die Einkommen auf das Niveau mit dem sie sich als ausreichend abgefunden haben. Also oft ins „Bodenlose“.
Gewerkschaften sind wichtig, weil sie der Macht der Unternehmer die Solidarität der Arbeitenden entgegenstellen (können). Aber wir machen uns keine Illusionen. Solange es den Kapitalismus gibt, gibt es keinen gerechten Lohn. Sondern nur das, was wir durchsetzen können. Und wenn die nächste Krise kommt, kann das zuvor mühevoll erkämpfte ganz schnell wieder weg sein.
Der gewerkschaftliche Kampf für höhere Entgelte und bessere Arbeitsbedingungen ist deshalb für uns kein Selbstzweck, sondern „nur“ ein sehr notwendiges und wirksames Mittel für ein höheres Ziel:
Die Abschaffung des Kapitalismus!
Wieviel sozialer könnte unserer Gesellschaft sein, würde der von uns geschaffene Reichtum nicht nur in den Händen einiger weniger landen, sondern gesellschaftlich sinnvoll investiert werden? Investiert zum Beispiel in eine soziale und ökologische Umgestaltung unseres Landes. In bessere Bildung für alle. In ein besseres Gesundheitssystem und in eine Rente, die zum Leben reicht. In kürzere Arbeitszeiten und gute Löhne für alle. In sinnvolle und faire Preise für die Produkte, die wir aus den Entwicklungsländern beziehen. Und und und… Das Geld dafür wäre da! Deswegen wollen wir heute einen guten Tarifabschluss und morgen eine andere, eine bessere Gesellschaft.
Ein gemeinsames Flugblatt der Initiative Klassenkampf Stuttgart und des Offenen Antifaschistischen Treffens Rems-Murr:
» www.initiativeklassenkampf.wordpress.com
» www.oatrm.org